| PL-Newsletter 2024-03
Der Nahostkonflikt an Rheinland-Pfälzischen Schulen - Wie können Schulleitungen kompetent handeln?
Die Situation auf deutschen Straßen und in deutschen Schulen und Klassenzimmern nach dem terroristischen Anschlag der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung am 7. Oktober 2023 und der militärischen Reaktion in Gaza haben uns wieder einmal vor Augen geführt, dass der Nahostkonflikt nicht nur in der Region selbst ausgetragen wird, sondern auch bei uns seine Projektionsfläche findet. Schülerinnen und Schüler, die sich aufgrund ihrer Biographie, Herkunft, Identität oder Einstellungen als Unterstützerinnen und Unterstützer oder Gegnerinnen und Gegner der jeweiligen Konfliktakteurinnen oder -akteure sehen bzw. gesehen werden, tragen im oder außerhalb des Unterrichts, diesen Konflikt aus: in Diskussionen und manchmal auch mit verbaler und physischer Gewalt. Auch Schülerinnen und Schüler, die sich selbst nicht einer Konfliktpartei zuordnen, stehen in der Gefahr, aufgrund bestimmter Merkmale (Herkunft, Religion etc.) zur Repräsentantin oder zum Repräsentanten einer Konfliktpartei gemacht zu werden. Antisemitische und antimuslimische Einstellungen, Äußerungen und Handlungen - sowohl im Klassenraum wie auch im gesamten Schulgelände -, aber auch Unterstützungs- und Solidaritätsaktionen sind Erscheinungsformen für die Verwicklung von Schulen in diesen Konflikt.
Für die Schulen stellen sich deshalb mindestens folgende Fragen:
- Welche Fälle und Situationen sind als problematisch einzustufen?
- Soll und kann die betroffene Lehrkraft diese Fälle und Situationen selbst bewältigen?
- (Wann) soll die betreffende Lehrkraft die Fälle und Situationen der Schulleitung melden?
- Wie sollen die Schulleitungen reagieren?
- Wie können in der Schule sinnvolle Handlungsstrategien aufgebaut und personell verankert werden?
- Wie kann kompetent externe Hilfe angefragt werden?
Ziel der Fortbildung ist es, die individuellen Kompetenzen aller Beteiligten im pädagogischen und fachlichen Bereich zu stärken. Zugleich sollen Wege aufgezeigt werden, um die Abläufe und Verantwortlichkeiten in den Schulen klarer zu gestalten und damit optimieren zu können.
In der Veranstaltung wird es darum gehen, zunächst die fachwissenschaftlichen, pädagogischen, rechtlichen und schulsystemischen Fragen zu klären. Dazu wird es zwei Vorträge mit Frage- und Diskussionsmöglichkeit von Dr. Steffen Hagemann "Der Nahostkonflikt und seine Repräsentation in der deutschen Gesellschaft" und von Michael Sauer "Der Nahost-Konflikt in der Schule - Wie können Schulen auf die aktuellen Herausforderungen reagieren?" geben. Im Anschluss wird anhand ausgewählter Fallbeispiele sinnvolle Handlungsstrategien im System Schule analysiert und diskutiert.
Zu den Referenten:
- Dr. Steffen Hagemann ist Politikwissenschaftler an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau. Er hat viel zum Nahen Osten und Israel geforscht und leitete von 2018 bis 2022 das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Tel Aviv.
- Michael Sauer ist Regionaler Fachberater für das Fach Sozialkunde in Rheinland-Pfalz und lehrt Fachdidaktik Sozialkunde an der RPTU in Kaiserslautern mit dem Forschungsschwerpunkt auf der Didaktik des Nahostkonflikts. Er publiziert Unterrichtswerke zum Thema und leitet seit vielen Jahren Studienfahrten in die Region.
Termin: 01.03.2023, 9.30 - 16.30 Uhr
Ort: Pädagogisches Landesinstitut, Steinkaut 3, 55543 Bad Kreuznach
PL-Nummer und Anmeldung: 24Z0230003
Ansprechpartner: Michael Pelzer, Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz, Zentrum für Schulleitung und Personalführung (michael.pelzer@pl.rlp.de)