| PL-Newsletter 2019-02
MINT im Dialog: Aus Fortschritt muss Verantwortung erwachsen - Diskussion mit dem bekannten Astrophysiker Prof. Dr. Harald Lesch über Mensch, Technik und Verantwortung
Professor Dr. Harald Lesch am 26. März 2019 im Forum des Technik Museums, Bild: Schwarz/PL
Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium und das Pädagogische Landesinstitut hatten am 26. März 2019 rund 180 Lehrkräfte, Elternvertretungen, Schülerinnen und Schüler sowie Bildungsschaffende eingeladen, um gemeinsam zu diskutieren, wie Schule und Bildungswesen mit dieser Verantwortung umgehen können. Ob beim Klimawandel oder in den technischen Entwicklungen: Was kann, was soll, was muss Schule tun? Das Technik Museum in Speyer bot den passenden Rahmen, um diese Themen unter den Exponaten der Raumfahrthalle zu diskutieren. Denn eine besondere Bedeutung kommt in all diesen Fragstellungen den sogenannten MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, zu.
"Die gezielte MINT-Förderung im Rahmen unserer Landesstrategie ist für uns viel mehr als eine Reaktion auf einen aufziehenden Fachkräftemangel und viel mehr als die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf den Arbeitsmarkt. Es geht in diesen Fächern vor allem auch um verantwortliche wertorientierte und demokratische Teilhabe an der Wissensgesellschaft", betonte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig. Ziel der im Herbst 2018 neu aufgelegten Reihe MINT im Dialog - Rheinland-Pfälzische Gespräche zur Pädagogik sei es deshalb, andere Blickwinkel einzunehmen, miteinander in Austausch zu treten und neue Ideen zu durchdenken, wie mathematische, informatische, naturwissenschaftliche und technische Themen die Lernenden erreichen und ein nachhaltiges Interesse wecken können. "Gerade beim Thema Klimaschutz offenbart sich derzeit das große Interesse der Schülerinnen und Schüler für Zukunftsfragen - und zwar im Kontext der Naturwissenschaften wie auch der Technik. Das machen die Friday for future-Schülerstreiks deutlich, die auch in Rheinland-Pfalz stattfinden", so Hubig weiter.
Mit dem bekannten Astrophysiker Prof. Dr. Harald Lesch konnte ein Dozent für den Impulsvortrag gewonnen werden, der den Anwesenden das Ausmaß der Gestaltung der Welt durch den Menschen eindrucksvoll aufzeigte. "Je mehr Menschen über die Natur, ihren Aufbau und ihre Prozesse gelernt haben, umso mehr haben sie die Natur genutzt, manipuliert und verändert. Nicht immer waren die Veränderungen positiv, unsere Umwelt ist heute mehr denn je zur Ressourcenquelle und Abfallhalde geworden", so Lesch in seinem Vortrag Die Erde im Griff des Anthropozän - handelnd die Zukunft gestalten. "Immer deutlicher werden die Schäden an der Natur und damit an den Grundlagen unseres Lebens. Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt und die Endlichkeit der Möglichkeiten des Erdsystems sind die Warnung, die wir überall in Wald und Flur, in den Ozeanen, Flüssen und Seen und in der Atmosphäre sehen können. Und doch glauben viele, wir hätten die Natur unter Kontrolle. Das könnte sich als große Fehleinschätzung erweisen, noch haben wir Zeit, das zu korrigieren", endete Lesch mit einem deutlichen Appell an alle Anwesenden, sich jetzt aktiv einzubringen.
"Gerade hier können wir gemeinsam mit Schule in den MINT-Fächern ansetzen, denn ein wesentlicher Bestandteil von MINT-Bildung ist die Fähigkeit, Folgenabschätzungen vornehmen und wissenschaftlich-technische Entwicklungen in ihrer ganzen Breite und in ihren Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens für die ganze Erde, die ganze Menschheit bewerten zu können", erläuterte Dr. Birgit Pikowsky, Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts (PL). Durch die an den Vortrag anschließende Diskussion führte Udo Klinger, ehemaliger stellvertretender Direktor des PL, Publizist und Bildungsschaffender. Nach dem lebhaften Austausch zwischen Podium und Gästen im Forum des Technik Museums wurden die Themen des Abends in kleinen Gruppen im persönlichen Gespräch in der Raumfahrthallte weitergeführt, weiter angeregt durch die beeindruckenden Exponate wie die Raumfähre BURAN.
MINT im Dialog - Rheinland-Pfälzische Gespräche zur Pädagogik
Das gemeinsam von Bildungsministerium und Pädagogischem Landesinstitut entwickelte Format der Rheinland-Pfälzischen Gespräche zur Pädagogik - Impulse für den Unterricht der Zukunft ist von Lehrkräften, Schulleitungen, Eltern und anderen an Bildung Beteiligten gerne besucht. Unter dem aktuellen Schwerpunkt MINT sollen gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Ideen und Visionen für den MINT-Unterricht in Rheinland-Pfalz entwickelt werden. Mehr Informationen zu der Gesprächsreihe finden Sie im Internet unter:
