| PL-Newsletter 2019-07
Bildung neu denken – Vortrag und Diskussion mit dem bekannten Mathematiker Prof. Dr. Gunter Dueck über professionelle Intelligenz, Persönlichkeitsbildung und lebenslanges Lernen
"Die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen stellen die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Im Bildungsbereich gilt es, die Schülerinnen und Schüler und insbesondere auch die Lehrkräfte fit für die Digitalisierung zu machen und Zukunftskompetenzen zu schaffen. Wir sind in Rheinland-Pfalz bei der digitalen Bildung bundesweit an der Spitze und auch im MINT-Bereich stark aufgestellt. In diesen Zukunftsbereichen bewegt sich jeden Tag vieles - das ist spannend, aber man muss auch Schritt halten. Deshalb sind der Blick über den Tellerrand und Termine wie heute, an denen wir gemeinsam diskutieren, Ideen austauschen und Visionen entwickeln, sehr wertvoll", betonte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig. Ziel der im Herbst 2018 neu aufgelegten Reihe sei es, andere Blickwinkel einzunehmen, miteinander in Austausch zu treten und neue Ideen zu durchdenken, wie mathematische, informatische, naturwissenschaftliche und technische Themen die Lernenden erreichen und ein nachhaltiges Interesse wecken können: "Die Ausstellung der vielen herausragenden Unterrichtsprojekte durch Schülerinnen und Schüler aus der MINT-Region Koblenz, die letztjährige Siegerregion des Landeswettbewerbs, hier im Foyer zeigt, wie weit Schulen auf diesem Weg bereits sind und wie wichtig dabei Vernetzung und starke Partnerschaften vor Ort sind."
"Schule sollte nicht einfach nur die Festplatte im Kopf füllen, (MINT)-Bildung muss einen Sinn für professionelles Arbeiten erschließen", forderte Prof. Dr Gunter Dueck anschließend in seinem Vortrag und konkretisiert, welche Fähigkeiten er unter anderem damit meint: "Proaktivität, Empathie, professionelle Intelligenz, Mitdenken, Kreativität, Kompromissfähigkeit, Beharrlichkeit, Spaß am Problemlösen, Projektleiten, Konfliktbewältigung, Organisation von Vorhaben." Heute müsse sich - gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung - die MINT-Bildung stärker und lebensweltlicher einbringen. "Ich fordere eine Kopfreform, vor allem bei den Entscheidern: Empowerment, nicht nur Enlightenment", so Dueck.
Gunter Dueck ist Professor für Mathematik. Er arbeitete lange am IBM Wissenschaftlichen Zentrum in Heidelberg und war später viele Jahre Chief Technology Officer der IBM Deutschland. Seit 2011 wirkt er im Unruhestand als freier Schriftsteller und Redner, er engagiert sich als Management-Philosoph für Bildung, Zukunftsfähigkeit und Innovationen und ist Fellow des amerikanischen Ingenieurverbands IEEE und der Gesellschaft für Informatik.
Zum Einstieg in die Diskussion befragte die Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts und Moderatorin des Abends, Dr. Birgit Pikowsky, die Gäste auf dem Podium zu deren persönlichen Erfahrungen und Gedanken zum lebenslangen Lernen, das von allen zwar unterschiedlich intensiv, aber bereits als etwas Selbstverständliches und Positives erlebt wurde. Aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Bildungsministerin, der MINT-Lehrerin Ariane Reinecke, der Schülerinnen der JWS Sabine Pfaffengut und Maja Kleboth sowie Prof. Dr. Gunter Dueck diskutierten diese anschließend, was Schülerinnen und Schüler benötigen, um in einer komplexen, globalisierten, digitalisierten und fragilen Welt zu bestehen und wie ein perfekter Schultag in der Schule der Zukunft unter dem Aspekt der Digitalisierung wohl aussehen könnte.
Nach dem lebhaften Austausch zwischen Podium und Gästen wurden die Themen des Abends in kleinen Gruppen im persönlichen Gespräch weitergeführt, weiter angeregt durch die beeindruckende Ausstellung: Schülerinnen und Schüler der berufsbildenden Gastgeberschule Julius-Wegeler-Schule, der Carl-Benz-Schule (BBS), des Görres und des Max-von-Laue-Gymnasiums aus Koblenz sowie des Johannes-Gymnasiums Lahnstein präsentierten gemeinsam stellvertretend für die MINT-Region Koblenz eine Vielzahl an herausragenden Projekten und Themen aus den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - von Künstlicher Intelligenz über 3D-Druck, genetischen Fingerabdruck, erfolgreiche Jugend-forscht-Projekte, Schülerlabor bis Videoerstellung mit Green Screen-Technik und einige mehr. Ergänzt wurde die Ausstellung um Stände des Pädagogischen Landesinstituts, der MINT-Geschäftsstelle des Landes sowie des Wirtschaftsnetzwerks Wissensfabrik mit IT2School.
MINT im Dialog - Rheinland-Pfälzische Gespräche zur Pädagogik
Das gemeinsam von Bildungsministerium und Pädagogischem Landesinstitut entwickelte Format der Rheinland-Pfälzischen Gespräche zur Pädagogik - Impulse für den Unterricht der Zukunft ist von Lehrkräften, Schulleitungen, Eltern und anderen an Bildung Beteiligten gerne besucht. Unter dem aktuellen Schwerpunkt MINT sollen gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Ideen und Visionen für den MINT-Unterricht in Rheinland-Pfalz entwickelt werden.
Mehr Informationen zu der Gesprächsreihe finden Sie im Internet unter: http://gespraeche-paedagogik.bildung-rp.de