| PL-Newsletter 2017-06
Lehrerfortbildung des PL: Islamismus und Radikalisierung in der Schule - Sensibilisierung, Prävention und Vernetzung von Lehrkräften als Ansatz
Zur Anmeldung über Fortbildung-Online unter der PL-Nr. 1734000104.
Fortsetzung Bericht
Den Hauptvortrag am 14. September in Ingelheim gestaltete Dr. Richard Hattemer. Dr. Hattemer ist Islamwissenschaftler und Mitarbeiter im rheinland-pfälzischen Innenministerium. Er befasst sich seit mehreren Jahren intensiv mit Entwicklungen im Bereich des Islamismus in Deutschland. Forschungsaufenthalte führten ihn in der Vergangenheit mehrfach nach Nordafrika und in die Nahostregion, insbesondere nach Ägypten.
"Es ist nachvollziehbar, dass viele Lehrkräfte und Schulleitungen Fragen im Umgang mit Islamismus und Radikalisierung haben", erläuterte Dr. Birgit Pikowsky, Direktorin des PL, den über 100 Teilnehmenden. "Wir möchten die Lehrkräfte nicht mit diesen Fragen alleine lassen. Unser heutiges Ziel ist es, für das Thema zu sensibilisieren, den Anwesenden möglichst viele Hintergrundinformationen zukommen zu lassen, aber auch Hinweise auf Unterstützungsmöglichkeiten zu geben sowie Möglichkeiten der Vernetzung zu schaffen. Wir möchten einen Beitrag leisten, die Entscheidungssicherheit und Handlungsfähigkeit der Verantwortungsträgerinnen und -träger in der Schule zu erhöhen."
Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann betonte neben der Dringlichkeit und Aktualität des Themas die sinnvolle Anknüpfung an bestehende schulische Strukturen und an Konzepte zum Krisenmanagement: "Radikalisierung und Islamismus an Schulen sind Krisen, die eine enorme Herausforderung für alle am Schulleben Beteiligten bedeuten. Die beste Vorsorge ist eine wirksame Präventionsarbeit. Deshalb stehen heute insbesondere Schulleitungen und Mitglieder schulinterner Krisenteams im Fokus. Denn in schwierigen Situationen müssen Entscheidungsträger schnell und sicher handeln können. Darauf müssen wir sie - auch wenn wir hoffen, dass es nie zum Ernstfall kommt - bestmöglich vorbereiten."
Auch der Aufbau eines lokalen Netzwerks mit schulexternen Personen und Institutionen, die im Krisenfall aktiviert werden können, gehört zu einer wesentlichen Aufgabe in der Krisenprävention. Schulexterne Unterstützungsorganisationen, ob Polizei, die Kolleginnen und Kollegen der Schulaufsicht (ADD), der Schulpsychologie (PL) oder anderer Beratungsinstitutionen, wie z. B. der Beratungsstelle "Salam" gegen islamistische Radikalisierung (Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung), können umso schneller und adäquater agieren, wenn es zwischen den schulischen Verantwortungsträgern und den schulexternen Akteuren stabil geregelte und abgestimmte Verfahrensweisen gibt.
Aus unterschiedlichen Perspektiven und Professionen blickten die Anwesenden der Tagung auf grundlegende Informationen zu Islamismus und Radikalisierungsprozessen im schulischen Kontext. In seinem Hauptvortrag verdeutlichte Dr. Richard Hattemer Begrifflichkeiten zum Phänomen "Religiöser Extremismus und Radikalisierung", stellte relevante Hintergrundinformationen dar und beschrieb mögliche Indikatoren für Radikalisierungsprozesse von Kindern und Jugendlichen. Es folgten weitere Kurzvorträge unterschiedlicher Professionen mit anschließender Podiumsdiskussion aller Referentinnen und Referenten aus der Perspektive der Sicherheitsbehörden, der Schulpsychologie und der Beratungsstelle "Salam".
Zwischendurch tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich im direkten Kontakt mit verschiedenen Ansprechpartnern aus und knüpften Kontakte, erhielten Informationsmaterial für die Nachbereitung und Ideen und Ansätze für die Weiterentwicklung von Prävention und Krisenintervention an ihren Schulen. Das Weiterbildungszentrum der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung bot als Kooperationspartner dazu einen angenehmen und professionellen Rahmen.
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