| PL-Newsletter 2015-05
Tagung "Flüchtlingskinder und -jugendliche gehen in die Schule"
Den großen Bedarf an Information und Unterstützung für den Umgang mit Flüchtlingen in der Schule zeigten nicht nur die hohen Teilnehmerzahlen, sondern auch viele Rückmeldungen und die sehr aktive Mitgestaltung der Veranstaltung durch bereits erfahrene Schulen.
"Unabhängig davon, was zur Zeit an den Grenzen geschieht, welche Entscheidungen die EU trifft oder wie die Verteilung von Flüchtlingen auf die Bundesländer und in die Regionen und Gemeinden erfolgt, hier und heute steht Ihre Situation im Fokus: Es klopft - und Flüchtlingskinder stehen an der Pforte Ihrer Schule. Natürlich öffnen Sie - es sind in erster Linie Kinder!", beschrieb Udo Klinger die aktuelle Situation und betonte, dass auch das Pädagogische Landesinstitut die Situation der Flüchtlinge - nicht nur an diesem Tag - zum Thema mache: "Wir stehen an Ihrer Seite und unterstützen, begleiten und beraten im Rahmen unserer Möglichkeiten." Die Tagung solle diese aufzeigen und einen ersten Beitrag leisten, aber auch die Bedarfe spezifizieren und so die Weichen für die weitere gezielte Unterstützung stellen.
Marika Schwaiger eröffnete das Informationsangebot mit ihrem praxisnahen Vortrag zu "Gekommen um zu lernen - junge Flüchtlinge in der Schule". Die Referentin ließ die Anwesenden an ihren bisherigen Erfahrungen teilhaben, die sie unter anderem als Mentorin für Projekte für "Deutsch als Zweitsprache" in der interkulturellen Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg, im Rahmen der von ihr mit ins Leben gerufenen SCHLAU-Schule in München und in ihrer Arbeit am Landesinstitut Hamburg sammeln konnte.
Die Podiumsdiskussionen am Vor- und Nachmittag zielten darauf ab, Menschen aus unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen zusammenzuführen. Die Diskussionsteilnehmer kamen dabei unter anderem aus Schulen, die bereits Erfahrungen gesammelt und erste Konzepte entwickelt haben, vom Malteser Hilfsdienst und aus der Notunterkunft des Deutschen Roten Kreuzes in Ingelheim. Auch Referentin Marika Schwaiger und Dr. Dominique Gillebeert, Migrationsbeauftragte der Stadt Ingelheim, nahmen am ersten Forum zu "Schulalltag mit Flüchtlingskindern" teil. Das zweite Forum "Sprache ist der Schlüssel" fokussierte auf Sprachförderung in der Schule. Neben Lehrkräften hier besonders aktiver Schulen nahmen Marika Schwaiger, aber auch Mitarbeitende des Pädagogischen Landesinstituts, der ADD und des Internationalen Bundes an der Gesprächsrunde teil und stellten ihre Konzepte und Praxiserfahrungen vor. Sie alle gaben dabei anschauliche Einblicke in ihre Arbeit und in mögliche Informations- und Unterstützungsangebote. Die Angebote des Pädagogischen Landesinstituts zu Sprachförderung finden sich gebündelt in einer halbjährlich erscheinenden Broschüre, die die Teilnehmenden mit vielen weiteren Materialien für die Nachbereitung der Veranstaltung in der Tagungsmappe, aber auch individuell an den "Marktständen" erhielten.
Zwischen den Podien konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen "Marktplatz" besuchen, der dicht mit Informationsständen bestückt war. Viele Schulen, Netzwerkpartner und das Pädagogische Landesinstitut informierten hier über ihre Arbeit und standen für Gespräche bereit. Die Zeiten zum Austausch untereinander, mit den Ausstellern und Diskussionsteilnehmern wurden sehr aktiv genutzt. Udo Klinger hob hervor, wie wichtig das Feedback der Teilnehmenden bezogen auf Fragen, Wünsche und Anregungen für die weitere Entwicklung von passgenauen Angeboten durch das Pädagogische Landesinstitut sei: "Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass wir unsere Angebote in Fortbildung, Materialien, Beratung und Unterstützung eng auf Ihre Nachfrage ausrichten. Was Schulen brauchen, bestimmt unsere weitere Arbeit." Die Rückmeldungen waren entsprechend vielfältig und reichten von Hinweisen, "den ländlichen Raum mit geringerer Unterstützungsstruktur vor Ort im Blick zu behalten" bis hin zu Mut machenden Aussagen wie "Wir sollten alle mehr darauf vertrauen, dass "es läuft": Die Kinder, die kommen, sind offen und wollen lernen. Wir müssen uns nur darauf einlassen!". Gleichzeitig betonte Udo Klinger, dass die Schulen und Lehrkräfte keine sofortigen Lösungen aller Probleme erwarten dürften oder "Königswege", die einen sicheren Ausgang garantieren würden: "Wir wollen uns mit Ihnen auf das konzentrieren, was wir in der nächsten Zeit gemeinsam angehen können. So könnte die Veranstaltung heute unter dem Motto stehen: Besser unfertig beginnen, als perfekt abzuwarten."